Mit Shift Happens bringt uns das deutsche Entwicklerstudio Klonk Games aus München einen Puzzle-Platformer auf die Nintendo Switch, der sich für ein Erstlingswerk durchaus sehen lassen kann. Im Vertrieb durch Daedalic Entertainment konnte das kleine Studio ihren Prototypen namens Mercury Shift nun in Shift Happens zu einem vollständigen Spiel ausbauen und präsentiert uns ein spaßiges Koop-Spiel für 2 Spieler. Auf anderen Plattformen ist der lokale Koop-Spaß bereits schon seit längerer Zeit erhältlich, doch wenn eine Plattform für lokale Mehrspieler-Sessions geeignet ist, dann doch wohl die Nintendo Switch.
Wenn ihr nicht richtig zielt, kann es passieren, dass ihr an eine Wand klatscht!
In Shift Happens übernehmt ihr die Kontrolle über die zwei Protagonisten Bismo und Plom, die das Resultat eines tragischen Unfalls in einer Fabrik sind, in der am Fließband Wesen produziert werden. Nach einem gefühlt zu lange andauernden Intro findet ihr euch inmitten der Fabrik wieder, in der ihr hergestellt wurdet. Unsere beiden Protagonisten Bismo und Plom, der eine groß und mächtig, der andere klein und flink, versuchen nun gemeinsam aus dem Labor voller Versuchsräume zu entkommen. Zunächst macht ihr euch mit der Steuerung vertraut und merkt schnell, dass sich hier die üblichen Bewegungsabläufe wie Springen und Laufen wiederfinden. Doch die beiden Gelee-Jungs umgibt noch ein Geheimnis. Ihr könnt auf Knopfdruck die Masse der beiden verändern, also den einen groß werden lassen und dafür den anderen klein und umgekehrt. Insbesondere diese Gameplay-Mechanik bringt hier natürlich auch den meisten Spaß mit sich und trifft den Kern des Spaßes von Shift Happens. Euer Ziel ist dabei, perfekt zusammenzuarbeiten sowie die einzigartige und innovative Spielmechanik zu nutzen, um etliche Hindernisse zu überwinden.
Mit Shift Happens ist Klonk Games ein gutes Debüt gelungen!
Konnten wir zu Beginn noch zwischen beiden unterschiedlichen Wesen wählen, um im Tutorial die Steuerung kennenzulernen, können wir nun also die Körperformen unserer Helden nicht mehr frei aussuchen, sondern sie nur noch miteinander tauschen. Hier tritt dann auch das kennzeichnende Element von Shift Happens in Erscheinung, das sogenannte „Shiften“. Zunächst lauft und springt ihr durch die ersten Level und lernt nach und nach die Abläufe und das Setting kennen. Zu Beginn befindet ihr euch noch im Labor der Fabrik, wo sich Schalter, Plattformen, Barrieren und Schwebevorrichtungen befinden, später lockert sich das Setting noch ein wenig auf, wenn auch nur bedingt, aber dazu später mehr.
Ihr befindet euch nicht nur im Labor, später dürft ihr auch die natürliche Umgebung erkunden, wenn auch nur als Hologramm!
Die Namen der Level geben euch in der Regel schon einen Hinweis darauf, was euch dort erwartet. So trefft ihr auf Namen wie „Wände erklimmen“ oder „Kisten sind Knorke“, wodurch schnell klar wird, worum es geht. Ihr habt von Anfang an auch eine „Weltübersicht“ der vier großen Abschnitte, in denen sich die Levels befinden. So geht es zunächst durch die Level des Labors, über zum Wald, durch den Canyon und abschließend in die Grotte. Diesen „Fluchtplan“ könnt ihr im Menü jederzeit aufrufen und euch einen Überblick verschaffen, in welchem Abschnitt ihr gerade steckt. In den Levels sammelt ihr noch kleine und größere Kugeln ein, die euch später auch Zugang zu weiteren Levels gestatten. Weiterhin gilt es, geschickt einen würfelförmigen Gegenstand innerhalb des Levels an eine Energie-Einheit zu manövrieren, um damit die Tür zum Levelausgang zu öffnen.
Im Verlauf des Spieles müsst ihr den Körperwechsel immer wieder passend einsetzen, um durch die einzelnen Passagen der Level zu gelangen. Dabei kann die kleinere Figur schneller laufen und weiter springen, während die größere Figur schwerer ist und damit Schalter auslösen kann. Weiterhin kann die korpulentere Figur den kleinen Flitzer auch hochheben und nach oben bzw. zur Seite werfen. Passt im Wasser auf, dass ihr dort nicht mit der kleinen Figur durchlauft, denn sonst kann es euch passieren, dass diese ertrinkt. Dies stellt kein Problem dar, könnt ihr euren Kumpel doch jederzeit wiedererwecken und einen erneuten Versuch starten. Es kann euch aber auch auf andere Art und Weise passieren, dass ihr das Zeitliche segnet. Kisten können euch zerquetschen, Säurebäder euch eliminieren und wenn ihr euch in einer engen Passage von klein zu groß „shiften“ wollt, plopp, war es das mit euch!
Schalter, Klappen, Abgründe und Wasser stellen für euch jederzeit eine Herausforderung dar!
Shift Happens ist in einer 2D-Welt angesiedelt, alle Tätigkeiten erfordern also lediglich ein Denken in die Breite oder Höhe, nicht in die Tiefe. Dennoch verlangt das Spiel eure volle Aufmerksamkeit in den Levels. So probiert ihr viel aus, bis ihr die eine oder andere Passage gelöst und gemeistert habt. Insgesamt lässt sich aber sagen, dass es nicht so schwierig ist, herauszufinden, was ihr machen sollt, sondern dann eher die Umsetzung mit den beiden Figuren die Schwierigkeit darstellt. Absprache untereinander ist hier also das Kernelement des Spieles. Springt rechtzeitig auf eine Plattform, lasst euch vom Mitspieler fangen, betätigt den richtigen Schalter, nur um schnell durch eine Absperrung zu gelangen. In bester Platformer-Manier springt und rennt ihr durch die verschiedenen Welten. Zwischendurch lockern Minispiele das Geschehen auf und führen damit neue Mechaniken ein. Schafft ihr es, genug Würfel an die entsprechenden Energie-Einheiten zu platzieren, öffnet sich bald auch einer der vier Extra-Level.
Kurze Minispiele führen neue Mechaniken ein und lockern das Geschehen auf.
Die Steuerung an sich ist im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, geht aber nach kurzer Zeit gut von der Hand. Im Kooperationsspiel mit einem Freund hatten wir aber oftmals das Problem, dass wir für eine entsprechende Aktion die falsche Taste gedrückt haben. Die Belegung ist wohl nicht so eingängig, wie sich Klonk Games das vorgestellt hat. Insgesamt aber sind die Tastenbelegungen schon in Ordnung und funktionieren sehr gut und nachvollziehbar, was in einem Puzzle-Platformer mit Physikelementen durchaus schon zu einem Thema werden könnte. Besser geht das natürlich immer, aber das ist schon alles gut durchdacht und ordentlich umgesetzt.
Überhaupt muss man dem Studio ein großes Kompliment machen, was die Gestaltung der Level angeht. Das wird nicht so schnell langweilig, wohl aber knackig im Schwierigkeitsgrad. Dies ist aber durchaus noch im Bereich des Machbaren, erst Recht wenn ihr die 40 Rätselräume gemeinsam angeht. Denn darauf ist Shift Happens ausgelegt, schnappt euch einen Kumpel und drückt ihm einen Joy-Con in die Hand. Das darf dann auch durchaus mal mit Humor genommen werden, wenn ihr den kleinen Kumpel wieder mal gegen die Wand schmeißt und nicht in die dafür vorgesehene Aussparung der Wand.
Die Animationen der beiden Gelee-Jungs Plom und Bismo sind auch witzig gestaltet, sie sind zwischendurch immer mal wieder in Stimmung für einen kleinen Tanz. Akustisch gefallen die Soundeffekte ganz gut, musikalisch ist das Spiel eher unauffällig gestaltet, da bleibt nichts im Kopf hängen. Witzig sind die Übergänge zwischen den Levels, die alle thematisch zusammenhängen, was die Immersion des ganzen Unterfangens gelungen unterstützt. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Level gelangt ihr in einen Zwischenraum, in dem eure Kugeln gezählt werden, die ihr eingesammelt habt. Dort erhaltet ihr auch einen von drei Sternen, die euch symbolisieren, wie viele Geheimnisse eines Levels ihr entdeckt habt. Erst nach einiger Zeit sind uns dann die versteckten Bereiche innerhalb der Level aufgefallen, nachdem wir uns gefragt hatten, warum wir nie drei Sterne für unsere Leistungen erhalten hatten.
Der Fokus des Spieles liegt ganz klar auf dem kooperativen Spiel zu zweit.
Weiter oben im Text erwähnte ich die unterschiedlichen Settings in Form von Wald und Canyon im Verlauf des Spieles. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, in Wirklichkeit befindet ihr euch weiterhin innerhalb von geschlossenen Räumen, wobei die natürlichen Umgebungen nur als eine Art Hologramm über die Räumlichkeiten drübergelegt werden. Aber Vorsicht, auch wenn es sich eigentlich nur um Hologramme handelt, Dornen im Wald können euch trotzdem verletzen, obwohl sie eigentlich nicht real sind. Das war doch in einer berühmten Science Fiction-Serie irgendwie mal anders gelöst, oder?
Ihr könnt euch jederzeit im Menü die Übersicht über die Welten und Level aufrufen.
Das, was ich euch bis hierhin beschrieben habe, gilt für ein kooperatives Spielen mit zwei Personen. Shift Happens bietet euch allerdings auch die Möglichkeit, in 30 extra für den Einzelspieler-Modus geschaffenen Levels allein zu spielen. Hier müsst ihr die beiden „Shiftlinge“ allerdings allein steuern und zwar nacheinander. Anders als zum Beispiel in „Brothers: A Tale of Two Sons“ steuert ihr die beiden Figuren nicht gleichzeitig mit den beiden Analog-Sticks, sondern wechselt per Knopfdruck zwischen ihnen hin und her. Das klappt nie so flüssig, wie in einem eingespielten Team und spielt sich naturgemäß ein wenig ungelenker als die Level zu zweit. Ihr habt aber die Möglichkeit, euch die Tastenbelegung im Menü so zu belegen, wie es euch am besten passt. Das ist wirklich vorbildlich. Es ist schön, dass für einen Einzelspieler-Modus noch Level und Mechaniken beigesteuert wurden, allerdings ist alles auf ein kooperatives Gameplay ausgelegt und sollte dahingehend auch so bewertet werden.
Shift Happens geht in vielen Dingen sehr ins Detail und lässt an anderer Stelle noch Feinschliff vermissen. Die Präsentation braucht sich insgesamt nicht zu verstecken, auch wenn bei den Animationen der Charaktere noch Potential nach oben ist. Die Gameplay-Mechaniken in Verbindung mit der Steuerung funktionieren gut, die grafische Gestaltung bekommt erst in den späteren Welten ein wenig Ecken und Kanten, nachdem ihr das klinisch anmutende Labor verlassen habt. Die Ladezeiten zwischen den Levels sind in Ordnung, könnten aber auch einen Tick schneller sein. Witzig gestaltet sind die spielbaren Credits zum Spiel, in denen ihr durch einige Räume laufen und springen und euch die Namen der beteiligten Personen anschauen könnt.
In den späteren Levels liegt der Fokus zu sehr auf der präzisen Ausführung der benötigten Bewegungsabläufe, um ein Hindernis zu überwinden. Dies kann dann schon zu einigen frustrierenden Momenten führen, da es klar scheint, was zu tun ist, aber es an der präzisen Umsetzung bei euch hapert. Der Umfang mit 40 Koop-Levels und 30 Solo-Levels geht vollkommen in Ordnung und erfährt in den späteren Welten auch optische Abwechslung, sodass ihr gute 5 bis 7 Stunden mit Shift Happens beschäftigt seit, wobei ihr dann mit Sicherheit noch nicht alle Geheimnisse entdeckt habt.
